Zum PraxisKollektiv bin ich eher zufällig gekommen und wusste anfangs auch gar nicht viel mit einer hebammenbegleiteten Beleggeburt anzufangen. Es war meine erste Schwangerschaft und ich war von vielen Dingen überfordert. Die grandiosen Hebammen vom PraxisKollektiv haben mich wunderbar durch die Schwangerschaft begleitet und mir immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden, egal welche Themen mir gerade auf dem Herzen lagen.
Als der errechnete Geburtstermin dann näher rückte, war ich unglaublich froh und beruhigt, dass die Geburt im Krankenhaus stattfinden sollte und wir dabei von einer der bekannten Hebammen betreut werden würden. Ich hatte unsere Wünsche und Vorstellungen für die Geburt aufgeschrieben und mit den Hebammen besprochen.
Nachdem ich die ganze Schwangerschaft über keine Übungs- oder Senkwehen gespürt hatte, war ich Donnerstagabend schon fast erleichtert, als ich unregelmäßig auftretende leichte Unterleibsschmerzen spürte. Das müssten dann wohl Wehen bzw. Wellen sein. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon 6 Tage über dem errechneten Entbindungstermin und ziemlich ungeduldig.
Über Nacht wurden die Wellen zunehmend stärker und hielten mich wach, so dass wir am frühen Morgen Eileen anriefen. Da Kristin und Eileen gerade zu einer Geburt in Apolda waren, fuhren wir zu ihnen ins Krankenhaus. Nach einem CTG und der Abtastung des Muntermundes, waren wir schon fast enttäuscht zu hören, dass es noch lange nicht so weit war und wir erstmal wieder nach Hause fahren konnten. Die Betreuung und Untersuchungen im Krankenhaus durch Eileen waren wunderbar einfühlsam und empathisch.
Freitag und Samstag kamen und gingen die Wellen mit unterschiedlicher Intensität und in unregelmäßigen Abständen. Vermutlich hat mein Körper in dieser Zeit alle Übungs- und Senkwellen nachgeholt. Samstagabend wurden die Wellen intensiver und wir riefen wieder Eileen an. Sie kam zu uns nach Hause und machte erneut ein CTG. Dieses Mal waren die Wellen schmerzhafter und regelmäßiger, aber es war wohl immer noch viel Zeit bis zur Geburt. Eileen hat mir immer wieder gut zugeredet und gab mir Tipps, die Wellen zu verarbeiten (z.B. ein warmes Bad in der Badewanne). Nach einigen unruhigen Stunden zu zweit, riefen wir Eileen am frühen morgen wieder zu uns. Nach einem weiteren CTG beschlossen wir, ins Krankenhaus zu fahren. Mittlerweile fand ich die Wellen sehr schmerzhaft und konnte mich während einer Welle kaum bewegen. Zum Glück konnte ich mich in den Pausen entspannen und erholen. Eileen fuhr vor und als wir ankamen, nahm sie uns in Empfang und begleitete mich in den Kreißsaal, während mein Mann noch auf seinen Corona-Test wartete. Dabei blieb sie mit mir immer wieder geduldig stehen und bot mir Halt, wenn ich eine Welle veratmete.
Ich wollte im Kreißsaal gerne in die große Geburtswanne, musste vorher aber erstmal wieder ans CTG-Gerät. Während der Aufnahme der CTGs platzte die Fruchtblase und auch der Muttermund hatte sich dann schon erstaunlich weit geöffnet. Die Geburtswanne war nicht sehr bequem, aber schön groß und das warme Wasser half mir, mich zu entspannen. Ich empfand die Wellen mittlerweile als sehr schmerzhaft und war besorgt zu verkrampfen. Mein Mann und Eileen sprachen mir immer wieder gut zu und gaben mir Sicherheit. Nach nur wenigen Momenten in der Wann hatte ich das Bedürfnis während der Wellen zu pressen. Es war gar nicht möglich das nicht zu tun. Eileen und mein Mann ermutigten mich zu pressen und auch gerne laut zu werden. Ich fand das erst etwas seltsam, aber tatsächlich hat es mir geholfen. Ich musste immer wieder an Kristins Worte denken: „mit Mut und Wut“ zu pressen.
Als der Kopf dann bereits sichtbar wurde, war ich ungeduldig, hatte es satt die Wellen zu veratmen und wollte es einfach hinter mich bringen. Die Schmerzen waren mittlerweile sehr stark. Meine tollen Geburtsbegleiter halfen mir noch einmal meine Kräfte zu mobilisieren und nach einigen wenigen, intensiven Presswellen wurde unser Sohn geboren.
Eileen gab ihn mir direkt in die Arme und wir konnten unseren kleinen Oskar in Empfang nehmen. Und das nach nur 3 Stunden im Kreißsaal! Ich war unglaublich froh, erleichtert und überwältigt.
Vieles, das nach der Geburt passierte, habe ich mittlerweile vergessen. Ich erinnere mich an das erste Kuscheln mit unserem Sohn, meinen emotionalen und glücklichen Mann und die ruhige und glückliche Atmosphäre.
Die Nachgeburt empfand ich als schwierig, Anne und Eileen haben mich aber großartig und empathisch unterstützt und es ging dann doch recht schnell. Da ich einen Dammriss hatte, musste ich nach der Geburt genäht werden. Auch das wurde schnell und sehr empathisch gemacht. Eileen und Anne gaben mir noch einige wertvolle Hinweise zum Stillen, für die ersten Tage zu dritt und zum Wochenbett.
Alles in allem empfand ich die Geburt als schmerzhaft, aber auch sehr schnell und bestätigend. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl zu lernen zu was der eigene Körper fähig ist und neues Leben auf die Welt zu begleiten.
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