Geburtserfahrung von Katharina
- hebammefreitag
- 6. Apr. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Nach langem Warten auf unser drittes kleines Wunder, wusste ich nach einer Nacht auf dem Sofa mit unregelmässigen Wehen, dass nun der Tag gekommen war, an dem unser Sohn auf die Welt kommen würde.
Wir waren bereits in der 41+2 SSW und etwas angespannt. Wir hofften, dass wir unsere geplante Hausgeburt noch erleben dürfen. Am Morgen kamen die beiden künftigen grossen Brüder zu mir aufs Sofa gekuschelt und ich sagte ihnen, dass ihr kleiner Bruder heute wohl geboren wird. Sie freuten sich und tobten wie jeden Morgen durch die Wohnung während ich das Frühstück für die Familie vorbereitete. Es war 8Uhr morgens und die Wehen wurden langsam regelmässiger (sie kamen alle 8-10Minuten). Nachdem ich etwas gegessen hatte, bereitete ich den Geburtsraum gemeinsam mit meinem
Mann vor. Wir dämmten das Licht, bezogen das Bett, machten unseren Diffuser mit Lieblingsduft an und ich setzte mich mit meiner Playlist auf den Ohren auf den Gymnastikball. Ich bewegte mein Becken im Rhythmus der Musik und begann die regelmässigen Wellen zu veratmen. Die Wellen waren angenehm zu bewältigen und ich spürte mein Vertrauen in meinen Körper und dessen Fähigkeiten. Eine kurze Info schickten wir an unsere diensthabende Hebamme Daniela raus, dass die Geburt begonnen hatte.
Als ich keine Lust mehr hatte, das war etwa nach 2h tanzen und kreisen, beschloss ich mich zur Entspannung in die Badewanne zu legen. Ich schaute mir meinen Lieblingsfilm an und veratmete, umgeben von Kerzen und Citrusduft, meine kräftiger werdenden Wellen. Diese kamen nun etwa alle 6 Minuten. Meine
Söhne kamen immer wieder zu mir, streichtelten meinen Bauch und fragten mich, ob das Baby nun kommen würde und ich beruhigte sie und sagte, dass es noch etwas dauern würde. Immer wieder sprach ich mit meinem Baby und sagte ihm, dass ich es lieb habe, mich auf seine Ankunft freue und dass wir diesen Weg zusammen schaffen werden.
Nach 2 Stunden stieg ich aus der Wanne und zog zurück ins Schlafzimmer zu meinem Ball. Diesmal hockte ich mich auf den Boden vor dem Bett und lehnte mich über den Ball und spürte das erste Mal einen schneidenden Schmerz in den Wellen, den ich bisher nicht kannte, auch nicht von den anderen Geburten. Die Wellen kamen nun alle 3-4 Minuten und wir entschieden uns gegen 12.45 Uhr unsere Hebammen zur Geburt hinzu zu rufen. Sie machten sich auf den Weg und waren ca.
30min später bei uns. Währenddessen kam Druck auf. Mit jeder Welle, die nun alle 2 Minuten kamen, wurde der Druck grösser und sie wurden immer schneidender. Ich sass mittlerweile wieder auf dem Ball und kreiste das Becken. Mein Mann massierte mir den unteren Rücken, da der Druck dort am grössten spürbar war. Meine Söhne lagen mit ihrem Zeichentrickfilm neben mir, zogen nun aber lieber ins Kinderzimmer um, weil Mama zu laut atmete. ;) Die Fruchtblase sprang und helles, klares Fruchtwasser ging ab. Ein paar Wehen lang floss noch etwas Fruchtwasser ab. Es klingelte und unsere liebe Hebamme Daniela traf zusammen mit ihrer Hebammenschülerin ein und bemerkte kurz: "Mensch, das klingt ja als wenn dein Baby bald kommen würde."
Ich setzte mich auf das Bett und fand zunächst keine bequeme Position für
mich. Der Druck war fast unerträglich.
Dani untersuchte mich und berichtete, dass ich bis auf einen kleinen Saum muttermundvollständig sei. Ich legte mich seitlich auf das Bett und intuitiv begann ich mein Baby nach unten zu schieben. Dani zeigte mir nochmal genau, wo ich hin schieben musste und ich beschwerte mich einmal kurz, "dass er jetzt um die Ecke kommen solle".
Die Herztöne waren nicht so schön, deshalb nahm ich nochmal all meine Kraft zusammen und mit der nächsten Welle war es endlich soweit. Ca.25 Minuten nachdem unsere Hebamme bei uns angekommen war, kam unser Sohn Johan als Sternengucker am 26.10.2022 um 13:38 Uhr zu uns auf die Welt und wurde auch gleich von seinen faszinierten grossen Brüdern begrüsst und ins Herz geschlossen. Es klingelte: nun kam die
zweite Hebamme, Eileen, zu uns, sie hatte es leider nicht mehr rechtzeitig geschafft.
Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung und die Begleitung zum Geburtsfinale. Es war eine entspannte selbstbestimmte Geburt im Kreise meiner engsten Familie. Ich war vollkommen bei mir, hatte zu keiner Zeit Bedenken oder Angst. Ich bin selig und glücklich, wenn ich an diese Geburt zurückdenke.
DANKE an Euch, liebes Praxiskollektiv, dass ihr mir die Chance dazu gegeben habt, diese Erfahrung machen zu können und für die liebevolle, aufopfernde, aussergewöhnliche Begleitung während der Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett.